18.10.2021

Geschichte braucht Diskussion!

Am 14. Oktober wurde eine Filmvorführung bei Memorial* gestört. Der dort präsentierte Film „Mr. Jones“, hat den Holodomor in der Ukraine zum Thema.

Die Diskussion von historischen Ereignissen, auch schwierigen, ist grundlegend für jede Gesellschaft. Nur durch die Auseinandersetzung mit der Geschichte bleibt sie lebendig, behält ihren Bezug zur Gegenwart und ermöglicht es daraus immer wieder aufs Neue Lehren zu ziehen.

Als deutsche Organisation ist es ganz sicher nicht an uns, zu sagen welche Themen in Russland diskutiert und welche Lehren daraus gezogen werden sollte. Wir wollen und können nicht den konkreten Film bewerten. Dies muss vielmehr in einer sachlichen, offenen und kenntnisreichen Diskussion durch die russische Gesellschaft erfolgen.

Memorial* ist seit Jahrzehnten ein solcher Ort der Diskussion zu historischen Themen, ein Ort der Aufarbeitung verschiedener, heller wie auch dunkler Momente der Geschichte. Wir arbeiten seit vielen Jahren gemeinsam an Ausstellungen zur sowjetischen, wie auch zu den dunklen Seiten der deutschen Geschichte. Der Wert der Zusammenarbeit liegt aber nicht nur darin, dass Geschichte gezeigt, sondern vor allen, dass sie diskutiert, kritisiert und interpretiert und somit immer wieder auch für neue Generation erst zugänglich gemacht wird.

Wer die Diskussion unterbindet, macht Geschichte letztlich zur toten Materie, die ihre Relevanz für die Menschen verliert.

Es ist daher im ureigensten Interesse einer jeden Gesellschaft diesen Raum für Diskussion zu erhalten. Wir hoffen, dass Memorial als ein solcher Ort der offenen und sachlichen Auseinandersetzung geschützt und erhalten wird.

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*Memorial wird vom russischen Staat im Register der Organisationen geführt, die „als ausländische Agenten“ fungieren.